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Schneebaby

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  Die Arktis-Sehnsucht ist eine seltsame Sache. Warum kehren fast alle Entdecker, die in den hohen Norden aufbrechen, immer wieder dorthin zurück, obwohl die meisten von ihnen ihre Expeditionen nur knapp überleben? Was treibt sie dazu, sich mit ihren Schiffen im Eis einfrieren zu lassen, zu Fuß schwer beladene Schlitten durch Schneelandschaften zu ziehen und Erfrierungen, Hunger, Einsamkeit und Skorbut zu trotzen?   Gewiss sind es der Entdeckergeist und die Hoffnung, einen weißen Flecken auf der Landkarte mit den eigenen Erfahrungen füllen zu können. Wie ein Tintenfleck sind die Erlebnisse der frühen Polarreisenden über die Landkarten gelaufen – und jetzt? Jetzt ist dort kein leerer Raum mehr. Die Ersten können wir nicht mehr sein. Wir frieren nicht mehr ein, wir reisen klimatisiert mit On-Board-Entertainment und wir takten unsere Reise nach den Urlaubstagen, die wir zur Verfügung haben. Welchen Grund sollten wir also haben, wieder in die Arktis zu fahren...

Radio Erde - radio earth

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  english version below Die Erde brummt. Ununterbrochen erzeugen Ozeane, Wind, Regen und Prozesse in der Atmosphäre tieffrequente Infraschallwellen, die quer durch den Erdkörper wandern. Am Himmel erschaffen Blitze und Nordlichter Töne im VLF-Bereich. Unser Planet singt und knistert. Wir können diese Geräusche nicht mit unseren Sinnen wahrnehmen, doch Wissenschaftler haben eine Möglichkeit gefunden, diese Phänomene sicht- und hörbar zu machen. Wir reisen auf den Spuren dieser Forscher. Für unser neues Projekt begeben wir uns an die Orte, an denen wir die Erde hören können. Aus Messdaten, Interviews mit Wissenschaftlern und eigenen Aufnahmen mit VLF-Antennen wird eine Hörcollage entstehen: Radio Erde.   The earth is humming. Oceans, wind, rain and processes in the atmosphere continuously generate low-frequency infrasound waves that travel across the earth's body. In the sky, lightning and northern lights create sounds in the VLF range. ...

Sonic Landscapes

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  english version below Nach eineinhalb Jahren bringen wir unser Live-Hörspiel, das wegen Corona immer wieder verschoben werden musste, endlich auf die große Bühne. Im Museum Forum Alte Post Pirmasens stellen wir Sonic Landscapes dem Publikum vor. An einem kalten und dunklen Novemberabend entführen wir die Leute ins Eis der Polarnacht. Was wir nicht wissen: In diesem Veranstaltungsraum mit der riesigen Leinwand finden öfter auch Multimedia-Reisevorträge statt. Und so sind unsere Zuhörer bunt gemischt: Kunstinteressierte und ältere Paare in Funktionskleidung, die einen Hurtigruten-Urlaub hinter sich haben. Nach der Aufführung hat das Publikum großen Erklärungsbedarf und so reden Rainer und ich beinahe genauso lange über die wissenschaftlichen Hintergründe unserer Reise. After a year and a half, we are finally bringing our live radio play, which had to be postponed again and again due to Corona, on the big stage. In the Museum Forum Alte Post Pirmasens we present...

Neustart

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  Nach einem Jahr Corona können wir unser Live-Hörspiel endlich zeigen. Hinter uns liegen interessante Zeiten. Da es nicht möglich war, zu mehreren Personen in unserem Studio Aufnahmen zu machen, haben wir unsere Sprecher teilweise gebeten, mit ihren Mobiltelefonen eigene Aufnahmen zu machen und uns zu schicken. Das Ergebnis war oft überraschend gut und manchmal technisch herausfordernd.  Andere Sprecher haben wir unter den Professoren der Hochschule rekrutiert, die alleine im Hörsaal referierten. Ich denke, das hört man den Aufnahmen an und es ist genau das, was wir wollten.  An dieser Stelle möchte ich allen danken, die Sonic Landcapes ihre Stimme gaben: Holger Rabe, Jens Bittermann, Linda Paulsberg, Bernd Bufe, Micael Thys, Hans Nielsen, Carolin Wilms und die unvergleichliche Erika Søfting, die spontan norwegische Volkslieder für uns gesungen hat. Hubert Zitt hat uns für die Audio-Installation im Museum einige Schätze zur Verfügung gestellt, die er beim Abbau des still...

Wie es weitergeht

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Wir sind wieder zurück und haben gerade sehr viel Zeit, unser Projekt auszuarbeiten. Inzwischen hat SR 1 ein schönes Interview mit uns geführt, nachzuhören unter https://www.sr-mediathek.de/index.php?seite=7&id=15044&pnr=&tbl=pf Ein Vortrag über die wissenschaftlichen Hintergründe unserer Expedition wird voraussichtlich im Herbst stattfinden. Weitere Infos dazu findet man zu gegebener Zeit unter http://www.sternwarte-zw.de/vortrag.html Die Aufführung unseres Live-Hörspiels wird Anfang Januar 2021 sein. Informationen über das genaue Datum und den Ort folgen. Wir stehen in engem Kontakt zu unseren Freunden und Bekannten in Norwegen und wir sind froh zu hören, dass es allen gut geht.   

Letzte Gespräche

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Es wird Zeit, Abschied zu nehmen, denn heute ist unser letzter Tag hier in Kjerringøy, morgen geht es zum Flughafen und dann zurück nach Hause. Zuerst müssen wir aber noch Kåre interviewen, einen 84-jährigen Fischer, der sein ganzes Leben in Kjerringøy verbracht hat. Am Strand von Låter erinnern sich Kåre und Svein an ihre Jugend und wir bekommen als Zugabe eine Geistergeschichte über eine mysteriöse weiße Frau erzählt.  Es wird eine Menge sein, das wir hier vermissen - die unberührte Natur, die Stille, unsere Freunde und die netten Menschen. Elchwurst und Hering zum Frühstück. Regen, Schnee, Wind und tiefer Frost - manchmal alles an einem Tag.  Das Nordlicht hat sich an einem Abend in all seiner Fülle gezeigt und hat doch sein Geheimnis für sich behalten. Warum konnten wir es manchmal hören und ein anderes Mal nicht? Wir werden diese Sache weiter erforschen - in einem Kunstprojekt, für das unsere Untersuchungen hier in Norwegen die Basis bilden. Es wird im kommenden Win...

Das Nebelhorn von Kjerringøy

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Eis nimmt hier die unglaublichsten Formen an. Nie habe ich Eis gesehen, das dünner ist, hauchzart, wie eine gefrorene Seifenblase. Auf dem Foto sieht man ein Eisstück mit eingefrorenen Luftblasen. Es ist so kalt, dass die Blasen beim Aufsteigen einfrieren, bevor sie an die Wasseroberfläche gelangen können. Rainer und ich fahren in Richtung Øyjord - Inselerde - auch die Straße besteht aus blankem Eis. Der Fjord ist zur Hälfte eingefroren. Im stürmischen Wind versucht Rainer, Aufnahmen zu machen. Die Eisstücke auf dem Fjord bewegen sich wie eine sämige, weiße Flüssigkeit, bevor sie an Land zu bizarren Platten gefrieren. Die Landschaft ist kalt, blau und leer. Ich gehe am gefrorenen Ufer spazieren und komme mir vor wie auf einem fremden Planeten. Wir mikrofonieren das Eis, doch es schweigt und gibt seine Geheimnisse nicht preis. Ganz anders als Ulf. Wir treffen den Bootsbauer in der alten Schule von Kjerringøy, die jetzt ein Museum ist. Von ihm wollen wir Geschichten über die ...